Meine Geschichte, meine Faszination zu den DDR-Aufzügen und die Gründung der Firma DDR-Aufzüge
Alte Industriebauten haben für mich ein besonderes Flair. Es steckt viel Geschichte in den Gebäuden. Manchmal findet man noch alte Technik. Alte Maschinen, die jahrzehntelang produziert haben oder alte/ältere Aufzugstechnik, die für den Transport mit zuständig war. Und mit etwas Glück ist die Technik sogar noch betriebsbereit. Im Speziellen interessiere ich mich für die Aufzugstechnik.
Schon von Kindesbeinen an haben mich Aufzüge interessiert, aber erst im Alter besinnt man sich dieser Leidenschaft wieder. Mittlerweile versuche ich verstärkt alte/ältere noch vorhandene Aufzugsanlagen auf Foto/Film festzuhalten (nach Möglichkeit Türen, Bedientableaus, Kabine, Maschinenraum, Steuerung, Mitfahrt) und virtuell (Internet) für Interessenten zur Verfügung zu stellen, vorausgesetzt ich habe die Erlaubnis dafür.
Auf diesen Seiten möchte ich sie, speziell die DDR-Aufzüge, zeigen und für die Nachwelt erhalten.
Vorher möchte ich noch etwas zu meiner Geschichte erzählen, um meine Leidenschaft noch besser zur Geltung zu bringen.
1976
Meinen ersten Kontakt mit einem Aufzug hatte ich als kleiner Junge im Alter von 2,5 Jahren. Ich lag im Krankenhaus wegen Leistenbruch. Zur OP ging es mit dem Aufzug abwärts. Damals dachte ich, der fährt ja viele Etagen.
1979/80
Ein paar Jahre später war ich 1979 und 1980 zur Augen-OP in Chemnitz, um die schielende Augenstellung meines rechten Auges zu korrigieren. Jeweils zwei Wochen verbrachte ich im Krankenhaus. Früh morgens nach dem Aufstehen noch vor dem Frühstück mussten wir Kinder raus aus der Station, weil diese jeden Früh gewischt wurde. Also nahm sich jeder einen Stuhl und wir setzten uns alle vor den Aufzug und schauten wer so kommt. Vormittags oder auch nachmittags ging es an die frische Luft zum Spazieren. Und natürlich fuhren wir alle mit dem Aufzug nach unten bzw. dann wieder nach oben.
Im Jahr 2008 sah das Gebäude so aus.
Später waren wir regelmäßig zur Kontrolle meiner Augen in Chemnitz unterwegs. Bevor es nach Hause ging, waren wir oft im Centrum-Kaufhaus an der Zentralhaltestelle. Bewundert habe ich hier immer die kleinen Personenaufzüge (4 Stück) mit Holztüren. Gefahren sind wir leider nie.
1980/90
Neben meiner Schule gab es einen altersgerechten Wohnblock. Und was machten wir, wenn wir eine Stunde Ausfall hatten oder manchmal nachmittags in der Freizeit? Richtig, Aufzug fahren.
Als wir auf Klassenfahrt nach Kamenz mit Zwischenstop in Dresden waren, sind wir in allen drei Interhotels auf der Prager Straße gewesen und Aufzug gefahren.
Zu meinen Spielsachen gehörten auch die Stabilbaukästen aus der C0x-Serie. Ich baute viele Modelle aus dem Katalog nach. Irgendwann fing ich an auch Aufzüge zu bauen. Anfangs war es immer eine Seilwinde mit vielen Umlenkrollen (Flaschenzug), später dann mit Gegengewicht. Ich konnte mich damit stunden- und tagelang beschäftigen.
1986/87
1986 war ich das erste Mal im Ferienlager. Bei einem Besuch der Festung Königstein haben wir den Aufzug benutzt. Dieser konnte sogar Autos transportieren. Nach einem schnellen Rundgang habe ich mir den Aufzug noch einmal genau und ausgiebig angesehen. 1987 war ich in Berlin im Ferienlager. Mein bester Freund Ronny war ebenfalls mit. Wir sind im Kaufhaus viel Aufzug gefahren und haben uns dadurch um eine Stunde am Treffpunkt verspätet.
1988
1988 waren wir im FDGB-Erholungsheim in Klink bei Waren im Urlaub. Gegen 06:30 Uhr waren wir bereits da. Natürlich war das Zimmer noch nicht verfügbar. Nach dem Frühstück setzten wir uns in die Sitzgruppe gegenüber der Rezeption und warteten. Irgendwann fing ich an das Gebäude zu erkunden und fand auch die Aufzüge. Sie waren direkt hinter der Rezeption. Vier Personenaufzüge in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe fuhr nur die ungeraden Etagen an, die andere Gruppe nur die geraden Etagen. Alle fuhren in die -1 (Service) und in die 8. Etage (Dachcafe). Ich vertrieb mir die Zeit als Aufzugsführer. Jeden der einstieg fragte ich, wo er/sie hin möchte und bediente den Aufzug. Kurze Zeit später lernte man auch andere Kinder kennen, freundete sich an und fuhr gemeinsam Aufzug. Sogar ein Bild habe ich damals gemacht.
Im Jahr 1988 leider total unscharf. Im Jahr 2014 deutlich besser.
Mehrfach stand ich in der 8. Etage vor den Aufzügen und lauschte den Aufzugsmaschinen darüber. Sogar die Treppe zum Maschinenraum bin ich einmal hochgestiegen. Vielleicht hätte ich mich damals trauen und fragen sollen. Später fand ich sogar noch den Serviceaufzug. Er war etwas versteckt, aber nach Studium das Etagenplans kein Hindernis ihn zu finden.
1990/91
Die Theorie in der Lehre fand in Chemnitz statt. In der Berufsschule war auch gleich ein Internat untergebracht. Somit war ich die ganze Theoriewoche von Mo-Fr in Chemnitz. Nachmittags hatte ich viel Zeit. In der Schule war auch ein Aufzug eingebaut. Eines Tages konnte ich sogar einmal selbst fahren. Meistens konnte ich ihn nur von Außen bewundern. Oft bin ich mit der Straßenbahn ins Zentrum gefahren und war im Kaufhaus an der Zentralhaltestelle. Jetzt konnte ich mit den Personenaufzügen mitfahren. Selbstfahren ging nicht, da eine Bedienperson immer anwesend war. Auch konnte ich mir die großen Fracht(Güter)aufzüge (ebenfalls 4 Stück) jetzt in Ruhe anschauen. Selbstfahren oder mitfahren ging leider nicht. Vielleicht hätte ich mich damals trauen und fragen sollen. Im Kaufhaus in der Brückenstraße gab es drei Aufzüge (eventuell mehr; an drei kann ich mich auf jeden Fall erinnern). Ein großer Personenaufzug zum mitfahren, ein Selbstfahrer (gerade frisch eingebaut bzw. einen alten Aufzug dadurch ersetzt) und einen alten Aufzug. Im Mitfahrer ging es manchmal bis in die 6. Etage. Der Selbstfahrer fuhr nur vom Erdgeschoss bis in die 4. Etage. Mit diesem bin ich sehr viel gefahren. Der alte Aufzug fuhr nur ganz selten. Und dann gab es auch noch die Aufzüge im Hotel Kongress. 26 Etagen und 4m/s Geschwindigkeit. So schnelle Aufzüge kannte ich bis dahin nur vom Fernsehturm in Berlin bzw. vom Fernsehturm in Dresden.
2000
Mein letztes mir bekanntes Treffen mit den von mir geliebten Aufzügen war im Spätsommer 2000. Bevor ich meine neue Arbeit beginnen konnte, wurde ich zu einer schriftlichen und praktischen Prüfung nach Dresden eingeladen. Diese Prüfung sollte einen ganzen Tag dauern. Ich hatte die Möglichkeit ganz früh zeitig anzureisen oder einen Tag vorher mit Übernachtung. Ich entschied mich für Zweiteres. Abends hatte ich viel Zeit das ganze Gebäude zu erkunden und fand einige Aufzüge. Sowohl für Personen- als auch für Fracht(Güter)beförderung. Damals war ich noch nicht im Besitz einer Digitalkamera und meine Analogkamera hatte ich nicht mit.
2010
Bei einem runden Geburtstag kam ich mehr durch Zufall in den Kontakt mit DDR-Aufzügen. In dem Gebäude, wo die Feier stattfand, waren die beiden Anlagen aus dem Jahr 1989 bereits 2001 modernisiert worden. Dabei ist nicht viel von den alten Anlagen, die ich mir in der Bauphase angeschaut habe, übrig geblieben. So war ich der Meinung, daß auch die Anlagen in den benachbarten Gebäuden ebenfalls nicht mehr existieren. Zu meiner Verwunderung stellte ich aber fest, daß es sie dennoch noch gab. Also zückte ich mein Handy und nahm sie heimlich in einem kleinen Video auf. Einige Zeit später kam ich noch einmal zurück und hielt diese Anlagen mit meiner Videokamera fest. Eine entsprechende Erlaubnis hatte ich mir teilweise besorgt.
2012
Mit meiner damals kleinen Tochter unternahm ich Ausflüge und stellte fest, daß ein Kinderwagen ein guter Türöffner und Gesprächseinstieg sein kann, um in Gebäude zu kommen, in denen ich DDR-Aufzüge vermutete bzw. aus meiner Kindheit kannte. Auch diese Anlagen besuchte ich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal, um sie ebenfalls per Videokamera festzuhalten. Bald stellte ich für mich fest, daß dieses heimliche Filmen nicht so richtig zielführend ist. Also sprach ich die entsprechenden Personen direkt an und konnte sogar die Maschinenräume mit dokumentieren.
2013-16
In den folgenden Jahren erhöhte sich die Anzahl der dokumentierten Anlagen. Um mein Anliegen noch mehr zu Gehör zu bringen, schrieb ich meine lokale Zeitung an und konnte meine Leidenschaft erzählen. Sogar ein Fernsehbeitrag im MDR ist dabei entstanden. Dadurch konnte ich weitere Anlagen verewigen und ich wurde bekannter.
2016
Meine damalige Arbeit wurde für mich immer eintöniger und ich fasste den Entschluß, noch einmal etwas Neues anzufangen. Zu dem Zeitpunkt war ich 42. Ich informierte mich, welche Voraussetzungen man mitbringen muß, um als Quereinsteiger in der Aufzugsbranche aufgenommen zu werden. In einem Intensivlehrgang absolvierte ich die Weiterbildung zur Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten. Mit dieser Qualifikation und den Schlosser, den ich per Umschulung abgeschlossen hatte, bekam ich die Möglichkeit in einer mittelständigen Aufzugsfirma, mir weiteres Wissen und Fertigkeiten anzueignen.
2017-22
In diesen Jahren lernte ich viele verschiedene Aufzüge kennen. Einige habe ich mit errichtet, viele modernisert und gewartet. Mein Hobby der Dokumentation fuhr ich berufsbedingt zurück, aber bis heute habe ich es nicht eingestellt. Aus meiner Leidenschaft ist eine Berufung geworden.
2022-23
Die Anfragen zu Schaltplänen, zu Informationen, zur Wartung von DDR-Aufzügen wurden und werden immer mehr. Somit fasste ich einen Entschluß und setzte mich mit meiner Arbeitgeber zusammen, um die Frage zu klären, ob ich mit seinem Einverständnis nebenberuflich tätig werden kann. Eine positive Zustimmung führte dazu, daß ich ein Gewerbe angemeldet und die Firma DDR-Aufzüge gegründet habe. Es dauerte etwas, alle nötigen Formalitäten zu erledigen. Aber ich habe es geschafft, stehe in der Handwerksrolle und kann jetzt ganz offizell Aufzüge warten und reparieren. Und natürlich im Speziellen die DDR-Aufzüge.
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