DDR-Aufzüge

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Presseartikel über die DDR-Aufzüge

Pressefoto
Jan Langer vor einem Fahrstuhl in der ehemaligen Baumwollspinnerei in Hohenfichte. "Alte Aufzüge sind für mich ein schönes Stück Technikgeschichte", sagt der 41-jährige "Sammler" aus Augustusburg.

Foto: Claudia Dohle

Ein ständiges Auf und Ab: Augustusburger hält Lifte fest

Wie andere Briefmarken sammeln oder Dampfloks fotografieren, fährt Jan Langer auf Fahrstühle ab. Aber nicht auf alle. Es müssen Aufzüge aus DDR-Produktion sein. Auf Filmen und Fotos will er sie der Nachwelt erhalten.

Von Holk Dohle, erschienen am 30.05.2015, Freie Presse Chemnitz

Augustusburg. Die dicksten Dinger aus Jan Langers Kollektion haben eine Tragkraft von über fünf Tonnen. Sie können Lasten bis unters Dach befördern. Doch dem Augustusburger haben es nicht nur Güteraufzüge angetan. Der 41-Jährige fährt auch auf Personenfahrstühle ab. Einzige Bedingung: Die Technik muss aus DDR-Produktion stammen - etwa aus dem Volkseigenen Betrieb (VEB) Berliner Aufzug- und Fahrtreppenbau, dem VEB Vogtländischen Aufzugs- und Maschinenbau Mylau, der Firma Louis Neubauer Karl-Marx-Stadt oder auch aus dem Takraf-Kombinat. Seit über drei Jahren geht der aus Annaberg-Buchholz stammende Technik-Freak regelmäßig in den neuen Bundesländern auf Pirsch, um zwischen Ostsee und Erzgebirge alte Lifte aufzustöbern - egal ob in Betrieb, stillgelegt oder demontiert. Wird Langer fündig, filmt er die Anlage und stellt die Aufnahmen zusammen mit einem "Typenblatt" ins Internet. "DDR-Aufzüge sind meine Leidenschaft. Mit den Dokumentationen halte ich sie für die Nachwelt fest", sagt Langer, auf dessen Homepage man mittlerweile in 57 Aufzugsanlagen "mitfahren" kann.

Um seinen Plan, alle zwei Wochen einen neuen Lift ins Netz zu stellen, umsetzen zu können, sucht Langer Gleichgesinnte. Der gelernte Facharbeiter für Postverkehr will einen "Verein zur Sicherung alter Aufzugstechnik" gründen und vielleicht sogar ein Museum eröffnen. "Da es bisher keine mir bekannte Zusammenstellung von DDR-Aufzügen gibt, habe ich mich dieser Aufgabe angenommen."

Der Beginn: "Schon von klein auf haben mich Aufzüge interessiert und fasziniert", sagt Langer. "Meinen ersten Kontakt mit einem Aufzug hatte ich im Alter von zweieinhalb Jahren. Ich lag damals im Krankenhaus wegen eines Leistenbruchs. Zur OP ging es mit dem Aufzug abwärts." Das zweite (prägende) Erlebnis hatte der Junge ein paar Jahre später wiederum im Krankenhaus. "Als morgens die Station gewischt wurde, mussten wir aus dem Zimmer. Wir haben uns auf dem Gang vor den Aufzug gesetzt und geschaut, wer so kommt."

Angetan war der Fahrstuhl-Fan auch von den vier kleinen Personenaufzügen mit Holztüren im Centrum-Warenhaus in Karl-Marx-Stadt. "Gefahren bin ich leider nie." Das holte Langer später nach. "Neben meiner Schule stand ein altersgerechter Wohnblock. Wenn wir eine Stunde Ausfall hatten, fuhren wir dort immer mit dem Aufzug. Auf einer Klassenfahrt haben wir in Dresden in allen drei Interhotels an der Prager Straße die Aufzüge getestet", zählt der vierfache Familienvater weitere Begebenheiten aus der Kindheit auf.

Den Höhepunkt seiner Aufzugs-Abenteuer habe er mit seinen Eltern im FDGB-Erholungsheim in Klink an der Müritz erlebt, wo es vier Personenaufzüge gab. "Dort vertrieb ich mir die Zeit als Fahrstuhlführer."

Die Suche: Das Aufstöbern alter Aufzugsanlagen sei keine einfache Angelegenheit, sagt Langer, der im Schichtdienst beim Halbleiterhersteller Globalfoundries in Dresden arbeitet. "Anfang und Mitte der 1990er-Jahre, als fast alles weg musste, was noch aus der DDR stammte, sind viele verschwunden."

Langer schätzt, dass es in Mittelsachsen, im Erzgebirge, im Vogtland und in der Chemnitzer Region noch etwa 300 "unentdeckte" historische Anlagen gibt. Zusätzlich zu seinen eigenen Recherchen erhalte er hin und wieder auch Tipps, wo es noch einen DDR-Fahrstuhl gibt. Manchmal helfe auch Mister Zufall. Wahre Fundgruben seien nach wie vor alte Industriebauten.

Hat der Lift-Jäger ein neues Objekt der Begierde entdeckt, versuche er, Kontakt zum Eigentümer oder Verwalter des Gebäudes aufzunehmen. "Das hat einmal fast ein Jahr gedauert." Solange er aber keine Erlaubnis habe, unternehme er nichts. "Ich mache keine illegalen Sachen", betont Langer.

Die Dokumentation: Liegt das Einverständnis vor, rückt Langer mit der Kamera an, um die Anlagen auf Foto und Film festzuhalten. "Nach Möglichkeit filme ich Türen, Bedientableaus, Kabine, Maschinenraum, Steuerung und, wenn der Aufzug noch in Betrieb ist, auch eine Mitfahrt", erläutert der Experte. Das könne mitunter schon mal ein, zwei Stunden dauern.

Stecken geblieben sei er bei seinen Fahrten noch nie. "Die Bilder und Videoszenen stelle ich zu einem repräsentativen Film zusammen, den ich auf meinen Kanal bei YouTube und auf meine Internetseite hochlade", so Langer. Zu allen 36 Lasten-, 19 Personen- und zwei Frachtaufzügen seiner Sammlung gibt es auch Angaben zu Hersteller, Art, Typ, Baujahr, Tragkraft, Motor, Getriebe und Steuerung. Der Standort werde dagegen nicht genannt. "Um die Anonymität des Eigentümers zu wahren."

Die Faszination: "Wie andere sich für Oldtimer interessieren, begeistern mich eben Aufzüge", sagt Langer. Klar sei er wegen seines Hobbys anfangs auch schon mal belächelt worden. "Ich finde die Kombination aus Mechanik und Elektrik eben richtig spannend." Die Technik, die Soundkulisse ("Jeder Aufzug hat einen bestimmten Klang."), das Design und auch die Geschichten um die Herstellung der Anlagen seien einfach Dinge, die ihn faszinierten.

Die Vision: Langer wünscht sich eine "Fahrstuhl-Mannschaft", Gleichgesinnte, mit denen er den "Verein zur Sicherung alter Aufzugstechnik" gründen kann. "Weiterhin versuche ich, Kleinteile wie Bedientableaus und Geschwindigkeitsbegrenzer oder auch Schaltpläne vor der Schrottpresse beziehungsweise dem Papierschredder zu retten, um diese in einer Ausstellung präsentieren und der Nachwelt erhalten zu können."www.ddr-aufzuege.de

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